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Die Entstehung der EHW+ App

Veröffentlicht am 13.12.2022 vonauthor avatarTimo Bähr

Mit über 70.000 Downloads, über 10.000 täglichen Nutzern und 4,8 Sterne-Bewertung (Stand 13.12.2022) ist die EHW+ App ist inzwischen die beliebteste Zählerstands-App Deutschlands. Die erste App für Energieverbrauch und Nebenkosten in den App Stores war sie allerdings nicht. Wie konnte die App trotzdem so groß werden?

Erste Designs und ernüchterndes Nutzer-Feedback

Los ging es mit einem handgemalten Design im Sommer 2020 ganz old-school auf Papier.

Hand-gezeichnete Designs

Ich zeigte die Entwürfe dann meinen Arbeitskollegen, Freunden und Familie - mit ernüchterndem Feedback. Fast jeder sagte mir, so eine App würde er/sie nicht nutzen.

"Ich möchte nicht meine Zählerstände von Hand ablesen."

Oder

"Meine Excel-Tabelle reicht mir."

Enttäuscht widmete ich mich anderem. Ich brachte es jedoch nicht übers Herz, die Entwürfe wegzuwerfen.

MVP nach 1,5 Monaten

Im Oktober fand ich meine Designs wieder und sagte mir, "egal", ich will diese App aber haben. Testdaten hatte ich auch bereits, weil ich selbst eine andere Zählerstands-App nutzte. Zufrieden war ich mit dieser App jedoch nicht. Mir fehlten einfach diverse Auswertungsmöglichkeiten, z.B. Räume, ein einfacher Zählertausch und vieles mehr. Ich codete also ab dem 5. Oktober los und veröffentlichte dann am 29. November den ersten MVP im PlayStore.

Parallel zur Entwicklung suchte ich fieberhaft nach einem geeigneten App-Namen. Das Ergebnis nach einer Auswertung von 32 möglichen Eigennamen, mit sehr unterschiedlichen Meinungen aus meinem Bekanntenkreis, ist bekannt - E H W +, Elektrizität, Heizung, Wasser. Eine Abkürzung, die an größere Energiekonzerne erinnert, seriös wirkt, aber etwas kryptisch ist und auch auf Englisch funktioniert (Electricity, Heater, Water). Andere Namen aus der Shortlist mit dann nur noch fünf Einträgen waren Elva, Counta+, Verbrauch+, Countavue.

Organisches Wachstum ist ein Must-Have für eine App

App-Installs bis Ende März 2021

Es dauerte knapp zwei Wochen, aber ab dem 9. Dezember war die App dann einigermaßen zu finden, und es kam zu den ersten organischen Installs (2-5 pro Tag). Ab 31. Dezember wurden die Installs dann zweistellig.

Ab Mitte Januar kam iOS dazu. Die Android-Installs lagen da schon bei ca. 10-40 pro Tag.

An dieser Stelle kann ich jedem Herausgeber einer App nur dringend empfehlen, achtet auf das organische Wachstum. EHW+ ist nicht meine erste App, aber meine erste App, die ohne Marketing-Maßnahmen wächst.

Verluste abschwächen durch InApp-Käufe

Der Beweis war also erbracht. Die App bringt Nutzern da draußen einen Mehrwert und wächst von alleine. Sie lesen tatsächlich Zählerstände ab, und mein 0815-Entwickler-Design ist gut genug.

Nun ist es allerdings so, dass auch eine kostenlose App natürlich einige Kosten verursacht.

Einmalige Kosten

  • 25 Euro an Google
  • Gewerbeanmeldung
  • Eintrag einer Wort-Bildmarke

Wiederkehrende Kosten

  • 99 Euro an Apple pro Jahr
  • Serverkosten
  • Domain-Registrierung
  • Hardware-Anschaffungen (Testgeräte, MacBook, ...)
  • Marketing

Um ein bisschen Geld mit einer App reinzuholen, gibt es mehrere Möglichkeiten:

  1. Werbung
  2. Affiliate (Produkt-Platzierungen)
  3. Daten verkaufen
  4. InApp-Käufe

Ich lehne Werbung, die nichts mit dem Thema einer App zu tun hat, persönlich ab. Daher entschied ich mich von Anfang an gegen Werbung. Auch die Weitergabe von Daten an Dritte (mit rechtssicheren Nutzungsbestimmungen, aber mangelnder Transparenz) missfällt mir sehr. Ich entschied mich also für die "ehrlichste Art, mit einer App Geld zu verdienen" - InApp-Käufe. Die App bleibt kostenlos, aber der Nutzer kann sinnvolle Funktionalität nachkaufen.

Im März testete ich den ersten InApp-Kauf aus. Es funktionierte (Lean Startup: Build, Measure, Learn) und ich entwickelte weitere kostenpflichtige Funktionalitäten.

Umgang mit Nutzerfeedback

Tägliche Nutzer Android/iOS

Wir sind nun im im Juni 2021. Ich erhalte so viele E-Mails von begeisterten Nutzern, dass ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Täglich nutzen zwischen 200 und 700 Personen die App. Sie melden Fehler, denken mit und machen tolle Vorschläge, wie ich die App weiterentwickeln könnte. Ich gehe auf das Feedback so gut es geht ein, ich beantworte die Fragen und fixe Bugs ohne Ende.

Aber es skaliert nicht. Auch mein Tag hat nur 24 Stunden. Und ich entwickle die App nebenher ganz alleine. Am 30. Juni eröffne ich zusätzlich zur E-Mail eine Telegram-Gruppe für die App (t.me/ehwplus).

Ende Oktober 2021 kommt mir dann die rettende Idee der Feature-Abstimmung. Ich will nicht jeden Tag immer und immer wieder lesen, was die App noch nicht kann. Und die Nutzer wissen natürlich nicht, was die anderen Nutzer bereits vorgeschlagen haben. Also werden Nutzer-Vorschläge von mir konsolidiert und in Textform zur Abstimmung gestellt. Seither entscheiden die EHW+ Nutzer, wie die App weiterentwickelt werden soll.

Ankündigung der Feature-Abstimmung

Seit 27. Juli 2022 gibt es auch einen YouTube-Kanal. Bilder sagen schließlich mehr als tausend Worte. Die Erklär-Videos sind auch in die FAQ-Seite eingebettet. Der Kanal hat seit Anfang Dezember bereits über 100 Abonnenten.

Marketing-Versuche

Im September 2021 sind die täglichen Downloads bei iOS und Android nach wie vor meist zweistellig. Die täglichen Nutzer im Sommer stagnieren bei 150 bis 300 Nutzern. Da muss doch noch was gehen, oder? Die App wirft jeden Monat ja immerhin ein paar Euros ab, wieso nicht mal versuchen, ob man mit Marketing das Wachstum etwas beschleunigen kann.

Möge das Verbrennen von Zeit und mühsam verdienten Euros beginnen!!!

Ich starte im August eine Instagram-Kampagne mit Stromspartipps, täglich ein Post über 10 Tage... Ähh, hallo, jemand zu Hause? Interessiert niemanden, bzw. es kommt nicht zu einer nennenswerten Zahl von Installs. Break.

Insta Kampagne

Ich versuche es mit Facebook-Werbung - ca. 34 Installs für 16,86 Euro. Nicht so geil.

Handflyer im Oktober 2021 für knapp 70 Euro, eingeworfen in Briefkästen, Aushang im Supermarkt, überhaupt kein Effekt. Wer braucht noch ein paar Tausend EHW+ Flyer?

Ehw Flyer

Dann mach ich richtig dumme Sachen: August 2022 Radio-Werbung 7 Tage lang in Radio NRW mit Reminder. Allerhöchstens 10 - 20 Downloads mehr am Tag für über 3000 Euro. Hört noch jemand Radio? Aber wenn der Spot immerhin schon produziert ist, wieso nicht dann gleich noch Geld an Spotify spenden. Immerhin ca. 200 Downloads für 250 Euro. Seither kann ich nur empfehlen, den Begriff "MEDIENBRUCH" sehr sehr ernst zu nehmen. Danke an alle, die mich davor gewarnt haben. Ich war mal wieder beratungsresistent.

Experiment Affiliate

Im Dezember 2021 wollte ich testen, ob ich über Check24/Verivox Einnahmen reinholen kann. Nur ein einziges Mal wird ein Vertrag vermittelt. Fazit: Gescheitert.

Auch die Platzierung von SmartHome-Produkten in einem Artikel bringt NICHTS.

Krönchen aufrichten und weiter geht's.

App wird von Influencern und Medien entdeckt

Am 30. Juli diesen Jahres entdeckt dann ein erster YouTuber meine App, und ich freue mich über einen Download-Rekord von 235 Installs an einem Tag.

Am 30. August berichtet vodafone.de über die App, nette Referenz und ein neuer Download-Rekord von 244 Downloads an einem Tag.

Den Durchbruch schafft die App durch einen Artikel von CHIP.de am 11. November 2022.

Ehw Chip Auf Startseite

Dem CHIP-Artikel folgen Veröffentlichungen der HNA (16. November) und FOCUSonline (29. November). Die 50.000-Downloadmarke wird in November deutlich geknackt, und die App ist damit die meist-installierte Zählerstands-App Deutschlands.

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Was nun?

Zeitstrahl

Die App wird seit Oktober 2020 ununterbrochen weiterentwickelt, aber in den letzten Monaten komme ich quasi nur noch zu Support/Korrekturen und Mini-Verbesserungen. Große Features (Platz 1: Zählerstandsfotos, Platz 2: Temperaturdaten) habe ich nicht mehr geschafft. Für 2023 heißt es also, ein Timo reicht nicht mehr. Das Team wird wachsen.

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